Programmheftnotiz
Der Titel meines zweiten Stückes für das [duo:archaeopteryx] verrät bereits die komposhy;sishy;toshy;rishy;sche Nähe zu seinem Vorgänger STYX (1993). Anstatt für die gleiche Besetzung ein völlig andersartiges Stück zu schreiben, habe ich mir vorgenommen, von der gleichen kompositorischen Idee ausgehend, bei der Arbeit an ‹ Zerberus' Playback › (1996/1997) den gleichen Weg noch einmal einzuschlagen.
In den vier Jahren, die zwischen der Entstehung der beiden Stücke liegen, konnte ich bei Proben, bei den zahlreichen Konzerten und bei der Produktion der Zuspielbänder das ausgefallene Instrumentarium des [duo:]s und auch die Neigungen der Spieler recht gut kennenlernen. Warum sollte ich also nicht mit einer geschärften Klangvorstellung das böse Spiel fortsetzen?
Die Instrumentalisten sollen noch stärker an ihre spieltechnischen Grenzen getrieben werden und hemmungslos die Möglichkeiten ihrer Instrumente ausnutzen. Zu diesem Zweck werden die Musiker bei der Aufführung von ‹ Zerberus' Playback › nicht wie bei STYX mit „verzerrten” Eigenaufnahmen, sondern mit vom Sampler simulierten Klängen konfrontiert. Es handelt sich wieder um Klänge der gleichen Instrumente, die auch live zu hören sind. Allerdings gibt es keine Beschränkung mehr im Tonumfang und in der Geschwindigkeit der eingespielten Klänge.
Dem Zuhörer soll die Unterscheidung zwischen dem wirklichen und dem „unwirklichen” Klang noch schwerer fallen. Dafür soll unter anderem die im Titel des Stückes angeführte Playbacktechnik sorgen. Hemmungslos werden in diesem Stück nicht nur die Instrumente — wie beispielsweise die aus STYX übriggebliebenen und als Reminiszenz übernommenen Dosen — gebraucht. Auch die äußerst banalen musikalischen „Motive” und die brach offenliegende, von fraktalen Prozessen angeregte formale Struktur zeigen sich so.
© 1997 Michael Beil
‹ Zerberus' Playback › wurde am 08.11.1997 in Landau im Alten Kaufhaus vom [duo:archaeopteryx] uraufgeführt. — [i] —
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