Programmheftnotiz
‹Mensur - Diaphanie› ist 1996 - 1997 in enger Zusammenarbeit mit dem [duo:archaeopteryx] entstanden. Der Titel verweist bereits auf eine Grundcharakteristik des Werkes: Mensur sozusagen als Maß bzw. gemessene Zeitstrecke, sowie Diaphanie als das „Durchschimmern” ebendieser Proportion bzw. Zeitstrecke. Die Primzahlen von 1 bis 13 (1 - 2 - 3 - 5 - 7 - 11 - 13) und die daraus abgeleiteten Proportionen spielen in diesem Stück eine wesentliche Rolle, gliedern sozusagen den musikalischen Zeitverlauf.
Dabei spielt, was die Farbigkeit des Werkes betrifft, eine wichtige Rolle, dass ich mich schließlich auf die zwei tiefsten Blockflöten (Subbass- und Kontrabass-Blockflöte), die mit Hilfe elektronischer Verstärkung, sich zum Teil sehr den Schlagzeugklängen annähern, beschränkt habe. Sowie umgekehrt, dass ich aus dem vielfältigen Schlagzeuginstrumentarium spezifische Instrumente wie tiefe Treicheln (große schweizerische Almglocken), die eine klangfarbliche Korrespondenz zum voluminösen Klang der tiefen Blockflöten aufweisen, ausgewählt habe. Darüber hinaus verwende ich auch die Gesangsstimme des Interpreten, welche besonders dafür eingesetzt wird, schwebende, oszillierende Klänge bei gleichzeitig gespielter Blockflöte zu erzeugen. Pulsierende, dichte Doppel- bzw. Tripelzungenartikulation, sowie verstärkte Klappentremoli, die mit Tremoli auf den Holzblocktrommel des Schlagzeugs wiederum klangfarblich korrespondieren, bilden eine weitere, klangfarblich wichtige Komponente des Stückes.
Die elektronischen Klänge, die ausschließlich auf „gesampeltem”, instrumentalem Ausgangsmaterial {Blockflötenklänge + Schlagzeugklänge vom [duo:] gespielt} beruhen, wurden von mir 1997 im Experimentalstudio der Heinrich-Strobel-Stiftung beim Südwestfunk mit Hilfe von PRO TOOLS und GRM TOOLS erzeugt. Sie bilden die korrespondierende musikalische Schicht, die den beiden Soloinstrumenten als musikalischer „Gegenpart” dient, von dem sich die beiden Solisten abheben, die aber auch gleichzeitig für eine musikalisch stringente Dramaturgie sorgt.
Das Werk ist dem [duo:archaeopteryx] herzlich gewidmet und [stellt] die erste Partitur überhaupt [dar], die eine Kontrabass-Blockflöte vorschreibt.
© 1997 Bernfried Pröve
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